Die Marquise von O / Über das Marionettentheater

Die Marquise von O / Über das Marionettentheater

Literaturoper Köln
Fr. 13. Dezember 2019, 11:00 Uhr, Theater am Engelsgarten

Tickets

Die Literaturoper ist ein Projekt der Hochschule für Musik und Tanz Köln, das mit einem Ensemble aus Gesangsstudierenden neue Wege im Bereich des Musiktheaters beschreitet. In einer Verschmelzung von Schauspiel und Oper werden Prosatexte vertont und auf die Bühne gebracht.

Mit ›Die Marquise von O / Über das Marionettentheater‹ nach Heinrich von Kleist ist die Literaturoper erstmals zu Gast an den Wuppertaler Bühnen. Für Schulklassen wird es die Möglichkeit geben, die jungen Darsteller_innen und das Regieteam bei einem Schulbesuch kennenzulernen!

Bei Interesse melden Sie sich bitte bei:

Svea Schenkel, Theaterpädagogin Oper
Tel. +49 202 563 7645
›E-MAIL

 

Hein­rich von Kleist ist ein li­te­ra­ri­scher Grenz­gän­ger. 1777 in Frank­furt an der Oder ge­bo­ren lebt er in ei­ner Zeit grund­le­gen­der ge­sell­schaft­li­cher po­li­ti­scher und wirt­schaft­li­cher Ver­än­de­run­gen. Es ist das Zeit­al­ter der Auf­klä­rung, in dem die mensch­li­che Ver­nunft zum Maß­stab ei­nes je­den Han­delns er­klärt wird, man sich von al­ten Denk­wei­sen und frü­he­ren Vor­stel­lun­gen löst und ge­gen blin­den Ge­hor­sam ge­gen­über der Kir­che und an­de­ren O­brig­kei­ten wen­det. Das Bür­ger­tum wird zur füh­ren­den Ge­sell­schafts­schicht.

 

Über das Marionettentheater

In sei­nem Es­say ›Über das Ma­rio­net­ten­the­ater‹ setzt Kleist sich mit der äs­the­ti­schen Grund­fra­ge, wo der »wah­re« Künst­ler zwi­schen den bei­den ge­gen­sätz­li­chen Po­si­tio­nen ur­sprüng­li­cher Na­tür­lich­keit und e­la­bo­rier­ter Kunst­fer­tig­keit an­zu­sie­deln sei, aus­ein­an­der.

Herr C. trifft zu­fäl­lig ei­nen Tän­zer der O­per, der wäh­rend die­ser Be­geg­nung sei­ne Welt­an­schau­ung im Ge­spräch über Ma­rio­net­ten zum Aus­druck bringt. Da­nach sei­ne Ma­rio­net­ten, die me­cha­nisch, oh­ne ihr Zu­tun aus ih­rem Schwer­punkt be­wegt wer­den, dem Men­schen an Gra­zie über­le­gen. Die­se Übe­rle­gen­heit be­grün­det er da­mit, dass die Pup­pen oh­ne Be­wusst­sein sei­en und »anti­grav« wä­ren. Zur Un­ter­stüt­zung die­ser The­se wer­den ei­ni­ge Ge­schich­ten dar­ge­stellt. Der Auf­satz en­det mit der Be­haup­tung des Tän­zers, dass diese Gra­zie nur in ei­nem Tier oder ei­nem We­sen oh­ne Be­wusst­sein oder mit ab­so­lu­tem Be­wusst­sein, ergo Gott, er­schei­ne.

 

Marquise von O

Hein­rich von Kleist be­wegt sich mit sei­nen Wer­ken zwi­schen den I­de­a­len der Auf­klä­rung und E­le­men­ten der Ro­man­tik. So re­flek­tiert er bei­spiels­wei­se in sei­nen Wer­ken die so­zia­len Ver­hält­nis­se der da­ma­li­gen Zeit und kri­ti­siert da­bei ins­be­son­de­re die bür­ger­li­chen Mo­ral­vor­stel­lun­gen. In sei­ner 1807 er­schie­ne­nen No­vel­le ›Die Mar­quise von O.‹ ver­spot­tet er die Dop­pel­mo­ral der bür­ger­li­chen Ge­sell­schaft, in der ei­ne un­ehe­li­che Schwan­ger­schaft ei­ne Schan­de für die gan­ze Fa­mi­lie ist und für die Frau den Aus­schluss aus der Ge­sell­schaft be­deu­tet- in der a­ber auch al­les er­laubt ist, so lan­ge es im Ver­bor­ge­nen ge­schieht.

Ro­man­ti­sche Zü­ge er­hält die Ge­schich­te un­ter an­de­rem durch die Be­schreibung von Ge­füh­len, die die han­deln­den Per­so­nen oft sprach­los ma­chen und die Dar­stel­lung höchst sub­jek­ti­ver Em­pfin­dun­gen.

Zu dieser Veranstaltung bestehen keine Hinweise auf sensible Inhalte und sensorische Reize. Eine Liste aller möglichen Hinweise finden Sie hier.


© Christian Nielinger

Besetzung

Henrik Albrecht, Michael Gerihsen
Komposition

Andreas Durban
Libretto und Regie

Georg Leisse
Musikalische Leitung

Julia Suermondt
Projektionen

Angela Schütt
Kostüme